Keine Schlammschlacht mehr

Auf einer Elternbeiratssitzung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums beklagte eine Elternbeirätin, daß Kinder auf ihrem Schulweg zwischen dem Pleikartsförster Hof und Eppelheim ein kurzes Stück über einen unbefestigten Feldweg fahren müssten. Bei schlechtem Wetter und nach längerem Regen auch noch Tage danach sei dieser so stark verschlammt, daß er quasi nicht mehr befahrbar sei und die Kinder einen weiten Umweg fahren müssten. Sie bat die Vorsitzenden des Elternbeirates, sich bei der Eppelheimer Stadtverwaltung für eine Befestigung des kurzen Wegstückes einzusetzen.

Ihrem Wunsch nachkommend sprach ich wenig später auf der Gesamtelternbeiratssitzung den Eppelheimer Bürgermeister Mörlein an und bat ihn um die Befestigung des entsprechenden Wegabschnittes. Zunächst lehnte Herr Mörlein dies vehement ab, da das Wegstück ja auf Heidelberger Gemarkung liege und Eppelheim daher gar nicht zuständig sei. Glücklicherweise hatte ich mit dieser Reaktion gerechnet und mich vorab vergewissert, daß die Gemarkungsgrenze östlich des Wegstückes verläuft. Da ich mich mit dieser Ausrede also nicht abspeisen ließ, sicherte Herr Mörlein mir zu, die Möglichkeit der Wegbefestigung prüfen zu lassen und mich über den Fortgang der Sache auf dem Laufenden zu halten.

Und tatsächlich kontaktierte Herr Mörlein mich bereits am nächsten Tag mit der Information, daß sein Bauamt mit dem Tiefbauamt Heidelberg in Verbindung sei um das Ausbauniveau zu verhandeln. Sobald Einigung erzielt sei, würde Eppelheim aktiv.

Auf der Bezirksbeiratssitzung kurze Zeit später hatte ich Gelegenheit, Herrn Weidenheimer vom Amt für Verkehrsmanagement auf den Sachverhalt anzusprechen und darum zu bitten, von Heidelberger Seite den Fortgang der Sache zu unterstützen. Herr Weidenheimer stimmte mich zuversichtlich; in Heidelberg gäbe es die sogenannte „kinderfreundliche Verkehrsplanung“. In diesem Bereich sei man auch auf der Arbeitsebene mit den Eppelheimer Kollegen gut vernetzt.

Die Mühlen der Bürokratie mahlen jedoch auch hier langsam, denn auf der nächsten Bezirksbeiratssitzung bestätigte Herr Weidenheimer, daß die Verhandlungen mit Eppelheim noch im Gange seien und die Sache keineswegs vergessen worden sei.

Zwei Monate später kam dann die Ernüchterung per E-Mail von der Stadtverwaltung: Bürgermeister Mörlein habe bereits vor einem halben Jahr der Stadt Heidelberg mitgeteilt, „dass er die Radwegeverbindung (rosa) über den Pleikartsförster Hof für nicht funktionsfähig hält und seitens Eppelheim geplant ist, eine alternative Route weiterzuverfolgen (grün).“

Auf der verlinkten Karte (PDF) ist ersichtlich, daß die Alternativroute, welche Herr Mörlein vorschlug, beinahe dreimal so lang ist, wie die von den Schulkindern genutzte. Allein deshalb schon war ich sehr verwundert, daß dieser Vorschlag von Heidelberger Seite offenbar Zustimmung erfuhr. Aber ich wollte nicht voreilig urteilen und mir selbst ein Bild des von Mörlein vorgeschlagenen Schulweges machen. Auf diese Weise haben wir dem Eppelheimer Bürgermeister immerhin eine Radtour mit der ganzen Familie zu verdanken. 😉

Die von Mörlein vorgeschlagene Route für den Schulweg beginnt erst im Stückerweg. Um dahin zu gelangen, müßten die Kinder zunächst — sie ahnen es nicht — über unbefestigte Feldwege fahren, sich dann einen immerhin geteerten aber schmalen Feldweg mit LKWs teilen, die ständig vom und zum Firmengelände einer ortsansässigen Bauschuttrecyclingfirma fahren, anschließend entlang des Stückerwegs radeln, wo sie dann reichlich Autoabgase konsumieren dürfen, bis sie schließlich wieder ins Feld einbiegen, quer durch Gebüsche und Äcker, wo der eingezeichnete Feldweg schlicht nicht (mehr) vorhanden ist, um schließlich und endlich 150m neben der von uns präferierten Route anzukommen.

Es ist mehr als offensichtlich, daß Herr Mörlein die Schulkinder und die Stadt Heidelberg mit diesem Vorschlag nur trollen wollte und daß er nicht wirklich kooperationsbereit ist. Sofern Bürgermeister Mörlein den Vorschlag ernst gemeint haben sollte, stellt sich mir die Frage, ob ich mir um seinen Gesundheitszustand Sorgen machen muss. Denn wie kommt eins sonst auf die Idee, eine Alternativroute vorzuschlagen, die mit 4,5 km Gesamtlänge fast dreimal so lang ist wie die ursprüngliche und die zudem auf satten 3,400 km unbefestigt ist, also 3100 Meter mehr geteert werden müssten — mehr als die zehnfache Strecke.

Ich hatte die Hoffnung, daß vernünftige Verhandlungen mit Bürgermeister Mörlein möglich seien, beinahe aufgegeben, bat aber dennoch in der nächsten Bezirksbeiratssitzung darum, in Eppelheim anzufragen, warum genau denn diese lächerlichen 300m nicht befestigt werden könnten. Quasi als Plan B fragte ich nach den Kosten für die Befestigung dieses kurzen Wegstückes; vielleicht ließ sich ja ein Crowdfunding bewerkstelligen. Von der Zustimmung zu Mörleins Trollplan riet ich dringendst ab, auch wenn ich damit nach meiner vorherigen Schilderung meiner Radtour über die Alternativroute in dem Gremium offene Türen einrannte. Die Vorsitzende sagte zu, das zuständige Fachamt entsprechen zu informieren.

Dann ging plötzlich alles doch sehr schnell: 2 Tage später wurde der Pfaffengrunder Bezirksbeirat per Mail darüber informiert, daß nun doch eine Einigung mit Eppelheim habe erzielt werden können und das Wegstück in der kommenden Woche bereits geteert werden würde. Die Bauarbeiten waren innerhalb einer Woche beendet und die Schlammschlacht hat endlich ein Ende. Sogar an den Trampelpfad zwischen Baumschulenweg/Leonie-Wild-Weg und dem Heinrich-Menger-Weg wurde gedacht und ein Übergang geteert, damit Radfahrende den Radweg erreichen können und nicht auf der Autostraße fahren müssen.

Was den plötzlichen Umschwung ausgelöst hat, ist unklar. Vielleicht hat ja der Brief, den die Kinder vom Pleikartsförster Hof an die Bürgermeister von Heidelberg und Eppelheim geschrieben haben, etwas in Herrn Mörlein berührt, das mit freundlichen Bitten und Angeboten zur Zusammenarbeit nicht erreichbar war. Auf jeden Fall bin ich allen Beteiligten sehr dankbar dafür, daß die Befestigung des Feldweges schließlich doch ermöglicht wurde, was nicht nur für die Schulkinder eine enorme Verbesserung bedeutet.

Bild: Unbefestigter Feldweg
Der Stein des Anstoßes: Das betreffende Wegstück von Süden aus gesehen.
Bild: befestigter Feldweg
Dasselbe Wegstück nach Abschluß der Bauarbeiten von Norden aus gesehen.
Bild: Zugang zum Fuß- und Radweg
Zugang zum Fuß- und Radweg, vom Heinrich-Menger-Weg aus gesehen.
Bild: Unbefestigter Feldweg
Feldweg vom Pleikartsförster Hof in Richtung der von Mörlein vorgeschlagenen Alternativroute
Bild: Befestigter Feldweg
Wir waren Sonntags hier. Zu den Zeiten, zu denen Schulkinder zur Schule oder von der Schule nach Hause fahren, herrscht hier reger Kieslasterverkehr.

Noch ein paar Impressionen davon, was sich Bürgermeister Mörlein unter einem geeigneten Schulweg vorstellt:

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